Bei Neapel hebt sich der Boden stärker als sonst!
Experten sind sich einig: Nahe der Metropole Neapel schlummert ein
Supervulkan mit großem Gefahrenpotenzial. Unklar ist, ob und vor allem
wann er ausbrechen könnte. Das wollen Forscher klären.
Neapel/Potsdam (dpa) - Die Sorge um den Supervulkan im Nordwesten
Neapels wächst. Seit wenigen Wochen hebt sich der Boden an den
Sogenannten Phlegräischen (griechisch: brennenden) Feldern stärker als
zuvor. Ob das auf ein erhöhtes Risiko für einen Ausbruch hinweist, sei
aber nicht erwiesen, sagte Thomas Wiersberg vom Deutschen
GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam der Nachrichtenagentur dpa. Er
gehört zu einem internationalen Forscherteam, das im Sommer Bohrungen
zur Untersuchung des Vulkans startete. Mit einer Pilotbohrung drangen
die Forscher kürzlich bis in 500 Meter Tiefe vor. Ergebnisse gebe es
aber noch nicht, sagte Wiersberg. Die Phlegräischen Felder zählen zu den
weltweit wenigen Dutzend Supervulkanen.
Der italienische Zivilschutz hatte kürzlich die Warnstufe erhöht. Der
Boden hebe sich derzeit um etwa drei Zentimeter pro Monat, sagte
Wiersberg. Befürchtet wird, dass sich unter den Phlegräischen Felder
eine Magmakammer füllt, die vermutlich mit der Magmakammer unter dem
östlich gelegenen Vesuv verbunden ist. Mit dem höheren Druck könnte die
Gefahr eines Ausbruchs steigen, hieß es. Laut Wiersberg gab es aber seit
den 1960er Jahren zwei Phasen mit starken Hebungen, ohne dass es zu
einem Ausbruch kam. Bis Anfang der 1970er Jahre sei die Hebung mit rund
1,50 Meter in drei Jahren noch etwas stärker gewesen. «Viele Häuser
haben Risse bekommen.» Danach habe sich die Bewegung stark abgeschwächt.
«Aber richtig ist, dass sich das Heben seit zwei bis drei Monaten
wieder verstärkt hat.
Ein Ausbruch könnte schwere Folgen für die stark besiedelte Region und
ganz Europa haben, zudem könnten weltweit Auswirkungen wie etwa
Klimaveränderungen drohen. Eine Prognose gibt es bisher nicht. Da
Supervulkane nur selten massiv ausbrechen, fehlen Erfahrungswerte. «Es
ist leicht zu behaupten, dass es irgendwann eine Eruption geben wird.
Aber das nützt uns ja nichts, wir brauchen konkretere Informationen»,
sagte Wiersberg.
Bei dem Forschungsprojekt gehe es unter anderem um ein
Langzeitmonitoring und nähere Erkenntnisse, was früher in dem
Supervulkan geschah. «Wir müssen erst verstehen, was unter der
Oberfläche geschieht», meint der Forscher. Dann könne man vielleicht
mehr sagen.
Befürchtungen von Anwohnern und einigen Wissenschaftlern, die Bohrung
könne den Supervulkan «aufwecken», bewahrheiteten sich nicht. «Alles hat
technisch ohne Probleme geklappt. Es wurden weder zusätzliche
vulkanische Aktivitäten ausgelöst noch gab es irgendwelche Probleme mit
Gasen oder Fluiden.
Wann die Forscher das Projekt fortsetzen und eine Tiefbohrung bis in
drei Kilometer Tiefe beginnen, ist offen. «Das ist im Moment vor allem
eine finanzielle Frage. Es wird die Tiefbohrung geben, wenn Italien die
entsprechenden Mittel zur Verfügung stellt.
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